Schonung

experimentelle Skulptur im öffentlichen Raum von Andreas Eichlinger und Konrad Oppenrieder

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Auf einem städtischen Platz in München wird auf einer 6 x 6 m großen Fläche das Straßenpflaster entfernt und der darunter liegende Kiesboden, also das Urmaterial der Münchner Schotterebene, freigelegt. Die Fläche wird mit einem 6 m hohen Zaun aus unbehandeltem, sehr engmaschigem Baustahlgewebe gegen Betreten gesichert.

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Diese würfelförmige „Schonung“ wird nun sich selbst überlassen. Was passiert in den nächsten Jahren mit dieser der Zivilisation entrissenen Fläche mitten in der Stadt? Nicht die kubische Gestalt des Zaunes, sondern der sich nach und nach durch natürliche Sukzession entwickelnde Naturraum im Inneren ist die eigentliche Skulptur, bei der die vierte Dimension, die Zeit dabei die entscheidende Rolle spielt. Die anfangs unbestimmte Leere wird nach und nach einer Besiedlung von Pflanzengesellschaften weichen, die sich von einem Anfangsstadium zu einer immer mehr dem Standort entsprechenden Naturraum, einer sogenannten Klimaxgesellschaft entwickeln wird. Dass sich auch Relikte der Zivilisation wie Abfall in der „Schonung“ ansammeln werden, ist unvermeidlich und Bestandteil des Experiments. Was passiert, wenn wir auf kleinster Fläche mitten in der Stadt das menschliche Zutun ausschalten und einen artifiziellen Naturraum schaffen? In diesem kleinen Versuchsfeld der „Schonung“, das wegen seiner begrenzten Größe natürlich nur Surrogat eines echten Biotops bleiben wird, ist neben den biologischen und vom Menschen nicht unmittelbar zu kontrollierenden Veränderungen auch die Wahrnehmung und der Umgang des Betrachters wichtiges Kriterium. Reagieren die Passanten mit Unverständnis, Ablehnung oder mit Zustimmung und Neugierde? Die Interaktion der Betrachter ist gewollt und wesentlicher Teil des Konzeptes und soll in Bild und Ton dokumentiert werden.

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