Waldköniginnen

Schwarzweiß-Dias zu Texten aus Ovids Metamorphosen    2002

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In nova fert animus mutatas dicere formas       corpora: di, coeptis – nam vos mutastis et illas -adspirate meis primaque ab origine mundi       ad mea perpetuum deducite tempora carmen.

Von Gestalten zu künden, die in neue Körper verwandelt wurden, treibt mich der Geist. Ihr Götter – habt ihr doch jene Verwandlungen bewirkt – beflügelt mein Beginnen und führt meine Dichtung ununterbrochen vom allerersten Uranfang der Welt bis zu meiner Zeit!

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Keinem Ding blieb die eigene Gestalt, im Wege stand eines dem anderen, weil in ein und demselben Körper Kaltes kämpfte mit Heißem, Feuchtes mit Trockenem, Weiches mit Hartem, Schwereloses mit Schwerem.

Von unter herauf wächst zähe Rinde und umschließt allmählich die Hüften ganz.

Kaum hat sie ihr Gebet beendet, da kommt über ihre Glieder eine lastende Starre. Um die zarte Brust legt sich dünner Bast.

Das Haar wächst sich zu Laub aus, die Arme zu Ästen; der eben noch so flinke Fuß haftet an zähen Wurzeln, das Gesicht hat der Wipfel verschlungen:

Allein der Glanz bleibt ihr. Auch so liebt Phoebus sie noch.

Er legt die rechte Hand an den Stamm und fühlt noch, wie die Brust unter der frischen Rinde bebt, umschlingt mit den Armen die Äste, als wären es Glieder, küsst das Holz – doch das Holz weicht den Küssen aus.

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